Die tieferen Menschen haben zu allen Zeiten gerade deshalb Mitleiden mit den Tieren gehabt, weil sie am Leben leiden und doch nicht die Kraft besitzen, den Stachel des Leidens wider sich selbst zu kehren und ihr Dasein metaphysisch zu verstehen; ja es emp�rt im tiefsten Grunde, das sinnlose Leiden zu sehen. So ist es gekommen, da� unsre Schulen und Lehrer von einer sittlichen Erziehung einfach absehen oder sich mit F�rmlichkeiten abfinden: und Tugend ist ein Wort, bei dem Lehrer und Sch�ler sich nichts mehr denken k�nnen, ein altmodisches Wort, �ber das man l�chelt – und schlimm, wenn man nicht l�chelt, denn dann wird man heucheln.[293]. Mit dieser Eigenschaft hat er besonders in der Historie Gl�ck, insofern er die Motive vergangener Menschen gem�� den ihm bekannten Motiven aufsp�rt. [2] Cf. Jenes Entbinden ist zugleich und noch viel mehr ein In-Fesseln-Schlagen. Wie viel mu� er, um gerecht gegen das Dasein �berhaupt zu sein, zu dem Unwerte der gegenw�rtigen Zeit hinzuaddieren! Mit diesem Vorhaben stellt er sich in den Kreis der Kultur; denn sie ist das Kind der Selbsterkenntnis jedes einzelnen und des Ungen�gens an sich. Mit Vorliebe hielten sie sich deshalb an solchen d�mmerigen Orten auf, wo es ein Mensch mit hellen Augen nicht lange aush�lt. Dann fragte ich mich wohl: welches w�ren wohl die Grunds�tze, nach denen er dich erz�ge? Wenn einer sich vermittelst fremder Meinungen anschaut, was Wunder, wenn er auch an sich nichts sieht als – fremde Meinungen! La�t die Philosophen immerhin wild wachsen, versagt ihnen jede Aussicht auf Anstellung und Einordnung in die b�rgerlichen Berufsarten, kitzelt sie nicht mehr durch Besoldungen, ja noch mehr: verfolgt sie, seht ungn�dig auf sie – ihr sollt Wunderdinge erleben! Anthony M. Ludovici, This page was last edited on 4 November 2020, at 16:22. Nun sehe er zu, da� er sich nicht unterjochen lasse, da� er nicht gedr�ckt und melancholisch werde. -- 2. Seit einem Jahrhundert sind wir auf lauter fundamentale Ersch�tterungen vorbereitet; und wenn neuerdings versucht wird, diesem tiefsten modernen Hange, einzust�rzen oder zu explodieren, die konstitutive Kraft des sogenannten nationalen Staates entgegenzustellen, so ist doch f�r lange Zeiten hinaus auch er nur eine Vermehrung der allgemeinen Unsicherheit und Bedrohlichkeit. Nun aber ist alles Gegenw�rtige zudringlich; es wirkt und bestimmt das Auge, auch wenn der Philosoph es nicht will; und unwillk�rlich wird es in der Gesamtabrechnung zu hoch taxiert sein. Der Schopenhauersche Mensch nimmt das freiwillige Leiden der Wahrhaftigkeit auf sich, und dieses Leiden dient ihm, seinen Eigenwillen zu ert�ten und jene v�llige Umw�lzung[316] und Umkehrung seines Wesens vorzubereiten, zu der zu f�hren der eigentliche Sinn des Lebens ist. Im Werden ist alles hohl, betr�gerisch, flach und unserer Verachtung w�rdig; das R�tsel, welches der Mensch l�sen soll, kann er nur aus dem Sein l�sen, im So- und nicht Anders-sein, im Unverg�nglichen. Was das hei�en will, wird jeder nach dem Ma�e dessen verstehen, was und wieviel er ist: und ganz, in aller seiner Schwere, wird es keiner von uns verstehen. Man frage sich. Der Staat braucht die Sanktion durch die Philosophie nicht mehr, dadurch ist sie f�r ihn �berfl�ssig geworden. [nach diesem Titel suchen] München, Musarion Verlag, 1922 Die Heiterkeit dagegen, welche man bei mittelm��igen Schriftstellern und kurzangebundenen Denkern mitunter antrifft, macht unsereinen, beim Lesen, elend: wie ich das zum Beispiel bei David Strau�ens Heiterkeit empfand. Unzeitgemässe Betrachtungen III: Schopenhauer als Erzieher Deutsch. Einen solchen f�hrt der, welcher, in irgendeiner Art und Angelegenheit, f�r das allen irgendwie zugute Kommende mit �bergro�en Schwierigkeiten k�mpft und am Ende siegt, dabei aber schlecht oder gar nicht belohnt wird. , 1. Denn die Frage lautet doch so: wie erh�lt dein, des einzelnen Leben den h�chsten Wert, die tiefste Bedeutung? Da werden sie auseinanderfl�chten und hier und dort ein Dach suchen, die armen Scheinbaren; hier �ffnet sich eine Pfarrei, dort eine Schulmeisterei, dieser verkriecht sich bei der Redaktion einer Zeitung, jener schreibt Lehrb�cher f�r h�here T�chterschulen, der Vern�nftigste von ihnen ergreift den Pflug und der Eitelste geht zu Hofe. Wie, wenn er nun gar eines Tages f�hlte: heute kann ich nichts denken, es f�llt mir nichts Gescheites ein – und trotzdem m��te er sich hinstellen und zu denken scheinen! Er wu�te es wohl, da� noch H�heres und Reineres auf dieser Erde zu finden und zu erreichen sei als solch ein zeitgem��es Leben, und da� jeder dem Dasein bitter Unrecht tue, der es nur nach dieser h��lichen Gestalt kenne und absch�tze. Wenn einmal beide Wege sich kreuzen, so wird er gemi�handelt, beiseite geworfen oder mit scheuem Beiseitetreten isoliert. Diese Gefahr begleitet jeden Denker, welcher von der Kantischen Philosophie aus seinen Weg nimmt, vorausgesetzt, da� er ein kr�ftiger und ganzer Mensch in Leiden und Begehren sei und nicht nur eine klappernde Denk- und Rechenmaschine. Bleibt es nicht bei dieser Gleichg�ltigkeit, wird sie gegen ihn gef�hrlich und angreifend, so mag er sie verfolgen. Sie haben ganz die fr�hliche Zuversicht verloren, so da� keiner nur noch einen Schritt breit seiner Philosophie zu Gefallen lebt. David Strauß / Vom Nutzen und Nachteil der Historie für das Leben / Schopenhauer als Erzieher / Richard Wagner in Bayreuth Erstdruck der Sammlung: Leipzig (E.W. Wir werden es noch erleben; jedenfalls befinden wir uns auch jetzt noch im eistreibenden Strome des Mittelalters; er ist aufgetaut und in gewaltige verheerende Bewegung geraten. Es geh�rte zu den herrlichen Bedingungen seiner Existenz, da� er wirklich einer solchen Aufgabe, gem�� seinem Wahlspruche vitam impendere vero, leben konnte und da� keine eigentliche Gemeinheit der Lebensnot ihn niederzwang: – es ist bekannt, in welcher gro�artigen Weise er gerade daf�r seinem Vater dankte; w�hrend in Deutschland der theoretische Mensch meistens auf Unkosten der Reinheit seines Charakters seine wissenschaftliche Bestimmung durchsetzt, als ein �r�cksichtsvoller Lump�, stellen- und ehrens�chtig, behutsam und biegsam, schmeichlerisch gegen Einflu�reiche und Vorgesetzte. Nein, der Genius selbst wird jetzt aufgerufen, um zu h�ren, ob dieser, die h�chste Frucht des Lebens, vielleicht das Leben �berhaupt rechtfertigen k�nne; der herrliche sch�pferische Mensch soll auf die Frage antworten: �bejahst denn du im tiefsten Herzen dieses Dasein? 4/2000 "Friedrich Nietzsche zum 100. Sie kommen aus ihrer H�hle heraus, mit schrecklichen Mienen; ihre Worte und Taten sind dann Explosionen, und es ist m�glich, da� sie an sich selbst zugrunde gehen. Schopenhauer como educador Entre los años 1873 y 1876 publicó Nietzsche separadamente cuatro ensayos en los que hacía una dura crítica a la cultura alemana. Weshalb doch? Wenn ich mir nun die Bedingungen zusammensuche, mit deren Beihilfe, im gl�cklichsten Falle, ein geborener Philosoph durch die geschilderte zeitgem��e Verschrobenheit wenigstens nicht erdr�ckt wird, so bemerke ich etwas Sonderbares: es sind zum Teil gerade die Bedingungen, unter denen, im allgemeinen wenigstens, Schopenhauer selber aufwuchs. Und nun denke man sich einen jugendlichen Kopf, ohne viel Erfahrung durch das Leben, in dem f�nfzig Systeme als Worte und f�nfzig Kritiken derselben neben- und durcheinander aufbewahrt werden – welche W�stenei, welche Verwilderung, welcher Hohn auf eine Erziehung zur Philosophie! Die Natur schie�t den Philosophen wie einen Pfeil in die Menschen hinein, sie zielt nicht, aber sie hofft, da� der Pfeil irgendwo h�ngen bleiben wird. , 3. Mu� er nicht �ber Dinge vor einer unbekannten Zuh�rerschaft reden, �ber welche er nur mit den n�chsten Freunden ohne Gefahr reden d�rfte? Selbst nicht mit dem gef�lligen gesellschaftlichen Betrug, den fast jede Unterhaltung mit sich bringt und welchen die Schriftsteller beinahe unbewu�t nachahmen; noch weniger mit dem bewu�teren Betrug von der Rednerb�hne herab und mit den k�nstlichen Mitteln der Rhetorik. Im Grunde wei� jeder Mensch recht wohl, da� er nur einmal, als ein Unikum, auf der Welt ist und da� kein noch so seltsamer Zufall zum zweitenmal ein so wunderlich buntes Mancherlei zum Einerlei, wie er es ist, zusammensch�tteln wird: er wei� es, aber verbirgt es wie ein b�ses Gewissen – weshalb? Sie reden wirklich, sie stammeln nicht und schw�tzen auch nicht nach; sie bewegen sich und leben wirklich, nicht so unheimlich maskenhaft, wie sonst Menschen zu leben pflegen: weshalb es uns in ihrer N�he wirklich einmal menschlich und nat�rlich zumute ist und wir wie Goethe ausrufen m�chten: �Was ist doch ein Lebendiges f�r ein herrliches k�stliches Ding! Nietzsche, Friedrich: Friedrich Nietzsche - Gesammelte Werke. Stück ... Friedrich Nietzsche, 1844-1900, gilt als einer der bedeutendsten Philosophen des ausgehenden 19. Aber auch wenn uns die Zukunft nichts hoffen lie�e – unser wunderliches Dasein gerade in diesem Jetzt ermutigt uns am st�rksten, nach eignem Ma� und Gesetz zu leben: jene Unerkl�rlichkeit, da� wir gerade[288] heute leben und doch die unendliche Zeit hatten zu entstehen, da� wir nichts als ein spannenlanges Heute besitzen und in ihm zeigen sollen, warum und wozu wir gerade jetzt entstanden. Allgemein ist die Hast, weil jeder auf der Flucht vor sich selbst ist; allgemein auch das scheue Verbergen dieser Hast, weil man zufrieden scheinen will und die scharfsichtigeren Zuschauer �ber sein Elend t�uschen m�chte; allgemein das Bed�rfnis nach neuen klingenden Wort-Schellen, mit denen beh�ngt das Leben etwas L�rmend-Festliches bekommen soll. Gerade solche Einsame bed�rfen Liebe, brauchen Genossen, vor denen sie wie vor sich selbst offen und einfach sein d�rfen, in deren Gegenwart der Krampf des Verschweigens und der Verstellung aufh�rt. – Sollte es aber so stehen, so ist nur eins zu f�rchten: da� endlich einmal die Jugend dahinterkommt, wozu hier eigentlich die Philosophie gemi�braucht wird. Nun will ich, auf solche Einwendungen hin, so viel zugeben, da� unsere Arbeit hier gerade noch kaum begonnen hat, und da� ich, nach eignen Erfahrungen, nur eins bestimmt schon sehe und wei�: da� es m�glich ist, eine Kette von erf�llbaren Pflichten, von jenem idealen Bilde aus, dir und mir anzuh�ngen, und da� einige von uns[321] schon den Druck dieser Kette f�hlen. Besonders in Hinsicht des Philosophen ist ihre Verlegenheit gro�, ihn gemeinn�tzig anzuwenden; ihre Mittel scheinen nur Tastversuche, zuf�llige Einf�lle zu sein, so da� es ihr mit ihrer Absicht unz�hlige Male mi�lingt und die meisten Philosophen nicht gemeinn�tzig werden. Das mochte bis zu einem gewissen Grade angehen; aber es geht nicht an, wenn der moderne Staat eine Gegenphilosophie ernennt, von der er legitimiert werden will: denn er hat nach wie vor die Philosophie gegen sich, und zwar jetzt mehr als vorher. Freilich, hundertmal gr��er w�re das Gl�ck, wenn bei dieser Untersuchung herausk�me, da� etwas so Stolzes und Hoffnungsreiches wie dies Zeitalter noch gar nicht dagewesen sei. Estos ensayos serían publicados conjuntamente más adelante con el título de Unzeitgemässe Betrachtungen (Consideraciones intempestivas). [320] Es ist auch gewi�, da� wir so unsern Verkehr mit diesem Ideale beginnen, mit diesen pl�tzlichen Abst�nden von Licht und Dunkel, Berauschung und Ekel, und da� hier eine Erfahrung sich wiederholt, welche so alt ist, als es Ideale gibt. Sollen sie etwa gar die Philosophie hassen oder verachten lernen? – Sechstens Treue gegen ihre Lehrer und F�hrer. Lie�en sie sich aber aufs Lernen ein, so war dabei ihr geheimer Impuls, den Wissenschaften zu entfliehen und in irgendeiner ihrer L�cken und Unaufgehelltheiten ein dunkles Reich zu gr�nden. Der heroische Mensch verachtet sein Wohl- oder Schlecht-Ergehen, seine Tugenden und Laster und �berhaupt das Messen der Dinge an seinem Ma�e, er hofft von sich nichts mehr und will in allen Dingen bis auf diesen hoffnungslosen Grund sehen. Ein Shelley w�rde in England nicht haben leben k�nnen, und eine Rasse von Shelleys w�rde unm�glich gewesen sein�. Er hat Recht: die Menschen sind noch fauler als furchtsam und f�rchten gerade am meisten die Beschwerden, welche ihnen eine unbedingte Ehrlichkeit und Nacktheit aufb�rden w�rde. Was ist es doch, was uns so h�ufig anficht, welche M�cke l��t uns nicht schlafen? Doch gibt es Augenblicke, wo man gerade daran denken und erinnern mu�: n�mlich gerade dann, wenn der Gelehrte in seiner Bedeutung f�r die Kultur in Frage kommt. Unzeitgemässe Betrachtungen by Nietzsche, Friedrich Wilhelm, 1844-1900. Und so sind vielleicht beide Maximen gar nicht Gegens�tze? Fritzsch) 1893. Seine Tr�ster sind die B�cher: das hei�t, er h�rt zu, wie jemand anderes denkt und l��t sich auf diese Art �ber den langen Tag hinweg unterhalten. Unzeitgemässe Betrachtungen by Nietzsche, Friedrich Wilhelm, 1844-1900. Wenn er jetzt nun sein furchtloses Auge der Frage zuwandte: �was ist das Leben �berhaupt wert?� – so hatte er nicht mehr eine verworrene und abgebla�te Zeit und deren heuchlerisch unklares Leben zu verurteilen. Wie es nun mit unserer Zeit in Hinsicht auf Gesund- und Kranksein steht, wer w�re Arzt genug, das zu wissen! Stelle dir die Reihe dieser verehrten Gegenst�nde vor dir auf, und vielleicht ergeben sie dir, durch ihr Wesen und ihre Folge, ein Gesetz, das Grundgesetz deines eigentlichen Selbst. Aber es widerstrebt ich wei� nicht was alles: da soll jener letzte Zweck in dem Gl�ck aller oder der meisten, da soll er in der Entfaltung gro�er Gemeinwesen gefunden werden; und so schnell sich einer entschlie�t, sein Leben etwa einem Staate zu opfern, so langsam und bedenklich w�rde er sich benehmen, wenn nicht ein Staat, sondern ein einzelner dies Opfer forderte. Da ert�nt Musik, ein alter Mann dreht einen Leierkasten, die T�nzer drehen sich – es ersch�ttert den Wanderer, dies zu sehen: so wild, so verschlossen, so farblos, so hoffnungslos ist alles, und jetzt darin ein Ton der Freude, der gedankenlosen lauten Freude! Ein peinlicher Gegenstand, nicht wahr? Sie werden erbittert, diese abkr�ftigen armen Schelme, wenn man von ihrer Schw�che spricht und ihrem sch�dlichen L�gengeiste widerstrebt. Seine Kraft steigt wie eine Flamme bei Windstille gerade und leicht aufw�rts, unbeirrt, ohne Zittern und Unruhe. The work comprises a collection of four (out of a projected 13) essays concerning the contemporary condition of European, especially German, culture. Viertes Stück: Richard Wagner in Bayreuth. Band 7. Hier ist eine immer gleichartige st�rkende Luft, so f�hlen wir; hier ist eine gewisse unnachahmliche Unbefangenheit und Nat�rlichkeit, wie sie Menschen haben, die in sich zu Hause, und zwar in einem sehr reichen Hause Herren sind: im Gegensatze zu den Schriftstellern, welche sich selbst am meisten wundern, wenn sie einmal geistreich waren, und deren Vortrag dadurch etwas Unruhiges und Naturwidriges[295] bekommt. Friedrich Nietzsche, tr. Wenn er ihre Professuren nicht mehr unterh�lt, oder, wie ich f�r die n�chste Zeit voraussetze, nur noch scheinbar und l�ssig unterh�lt, so hat er seinen Nutzen dabei – doch wichtiger scheint es mir, da� auch die Universit�t darin ihren Vorteil sieht. Stück. Die einzige Kritik einer Philosophie, die m�glich ist und die auch etwas beweist, n�mlich zu versuchen, ob man nach ihr leben k�nne, ist nie auf Universit�ten gelehrt worden: sondern immer die Kritik der Worte �ber Worte. Es bleibt f�r alle Zeiten wichtig zu wissen, was Empedokles, inmitten der kr�ftigsten und �berschw�nglichsten Lebenslust der griechischen Kultur, �ber das Dasein ausgesagt hat; sein Urteil wiegt sehr schwer, zumal ihm durch kein einziges Gegenurteil irgendeines andern gro�en Philosophen aus derselben gro�en Zeit widersprochen wird. Der Bekenner und der Schriftsteller 2. Richard Wag by Barbara Neymeyr 9783110677898 (Hardback, 2020) Delivery US shipping is usually within 11 to 15 working days. Man gew�hne sich aber nur erst daran, jede Erfahrung in ein dialektisches Frage- und Antwortspiel und in eine reine Kopfangelegenheit zu �bersetzen: es ist erstaunlich, in wie kurzer Zeit der Mensch bei einer solchen T�tigkeit ausdorrt, wie bald er fast nur noch mit den Knochen klappert. Man fragt sich erstaunt: ist ein solches Wissen vielleicht gar nicht n�tig? Dieser Vater war weder ein Beamter noch ein Gelehrter: er reiste mit dem J�ngling vielfach in fremden L�ndern umher – alles ebenso viele Beg�nstigungen f�r den, welcher nicht B�cher, sondern Menschen kennen, nicht eine Regierung, sondern die Wahrheit verehren lernen soll. Schopenhauer ALS Erzieher. Ist ein solches Denken nicht von vornherein gleichsam entmannt! Friedrich Nietzsche: Unzeitgemäße Betrachtungen. Wer n�mlich zu beobachten wei�, bemerkt, da� der Gelehrte seinem Wesen nach unfruchtbar ist – eine Folge seiner Entstehung! Wenn der gro�e Denker die Menschen verachtet, so verachtet er ihre Faulheit: denn ihrethalben erscheinen sie als Fabrikware, als gleichg�ltig, des Verkehrs und der Belehrung unw�rdig. 9 Ibídem. IV. Wir leben die Periode der Atome, des atomistischen Chaos. ganz allm�hlich befreien sich hier die Leiber, wenn die Geister l�ngst befreit scheinen; und doch ist es nur ein Wahn, da� ein Geist frei und selbst�ndig sei, wenn diese errungene Unumschr�nktheit – die im Grunde sch�pferische Selbstumschr�nkung ist – nicht durch jeden Blick und Schritt von fr�h bis Abend neu bewiesen wird. Schopenhauer ALS Erzieher. Schopenhauer dagegen hatte das unbeschreibliche Gl�ck, nicht nur in sich den Genius aus der N�he zu sehen, sondern auch au�er sich, in Goethe: durch diese doppelte Spiegelung war er �ber alle gelehrtenhaften Ziele und Kulturen von Grund aus belehrt und weise geworden. Der Verkehr mit der Wissenschaft, wenn er durch keine h�here Maxime der Erziehung geleitet und eingeschr�nkt, sondern, nach dem Grundsatze �je mehr desto besser� nur immer mehr entfesselt wird, ist gewi� f�r die Gelehrten ebenso sch�dlich, wie der �konomische Lehrsatz des laisser faire f�r die Sittlichkeit ganzer V�lker. Ich wenigstens lese La�rtius Diogenes lieber als Zeller, weil in jenem wenigstens der Geist der alten Philosophen lebt, in diesem aber weder der noch irgendein andrer Geist. Gesamt. Von Zeit zu Zeit r�chen sie sich f�r ihr gewaltsames Sich-Verbergen, f�r ihre erzwungene Zur�ckhaltung. Er ist geh�tet vor allen k�nstlichen und ausschweifenden Hypothesen; er gr�bt, wenn er beharrlich ist, alle gemeinen Motive der Vergangenheit auf, weil er sich von gleicher Art f�hlt. Sich als Frucht am Baume zu wissen, die vor zu vielem Schatten nie reif werden kann, und dicht vor sich den Sonnenschein liegen zu sehen, der einem fehlt!�. – damit nicht an uns das gro�e Wort Goethes in Erf�llung gehe: �Der Mensch ist zu einer beschr�nkten Lage geboren; einfache, nahe, bestimmte Ziele vermag er einzusehen und er gew�hnt sich, die Mittel zu benutzen, die ihm gleich zur Hand sind; sobald er aber ins Weite kommt, wei� er weder, was er will, noch was er soll, und es ist ganz einerlei, ob er durch die Menge der Gegenst�nde zerstreut oder ob er durch die H�he und W�rde derselben au�er sich gesetzt werde.